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Cinturon Ciclista a Mallorca (UCI 2.2; 18.4.-22.4.2007)

 

 

 

 

 

1. Tag 16.4.: Anreise (Bergneustadt - Köln - Mallorca)

 

 

 

 

 

Der Wecker klingelt, als man sich während der dritten Schicht in der örtlichen Industrie mit "Mahlzeit" grüßend gegenüber tritt. Wenig später treffe ich mich mit einem Teil meiner Vereinskollegen vom Radsport Team Essen auf dem Kölner Flughafen: Marc, Sebastian und Steffen. In unserer Destination vervollständigt uns Andreas, wo wir ihn an der Gepäckausgabe auflesen. Zusammen kommen wir noch zeitig genug im Hotel an, um ein ordentliches Frühstück einzunehmen. Die Räder werden schnell aufgebaut, und schon sitzen wir im Sattel. Meine ersten Kilometer überhaupt auf dieser Insel führen durch Arenal. Der Tourismus hält sich noch in Grenzen; vielleicht auch wegen des mäßigen Wetters der letzten Tage. In der folgenden Woche wird uns aber bestes Radfahrerwetter begleiten.

 

 

 

 

 

 

2. Tag 17.4.: Mallorca

 

 

 

 

 

Während sich ein Teil der Mannschaft mit einer kleinen Ausfahrt zufrieden gibt, wiederholen Andreas und ich die gestrige Runde. Weil der Hunger am Frühstückstisch wieder großartig war, ist diese Kilometerhatz fast als Pflichtprogramm zu bezeichnen. Den Rest des Tages befassen wir uns vornehmlich mit organisatorischen Herausforderungen. Unser in der frühen Nacht angereiste sportliche Leiter Bodo steht fortan nicht nur in diesen Dingen mit Rat und Tat zur Seite. Irgendwann sind meine Nummern an Trikot und Rahmen montiert, und jetzt sollte es keine Ausrede mehr geben. Die Konkurrenz ist zahlreich vertreten und setzt sich aus Nationalmannschaften, Sportgruppen, Renngemeinschaften und Vereinsmannschaften zusammen.

 

 

 

 

 

 

3. Tag 18.4.: 1. Etappe Maria de la Salud - Maria de la Salud, 154,2 km

 

 

 

 

 

Vor dem Hotel wartet der Bus, der das Fahrerfeld von nun an täglich zum Start bringt und nach dem Rennen auch wieder zurück. Eine Woche lang im selben Hotel zu wohnen hat zwar seine Vorteile, in diesem Fall ist aber leider sehr viel Zeit durch Transfers und sinnloses Rumgammeln im Bus bei musikalischer Untermalung von "Radio Antalya" draufgegangen.

Knapp 2 h vor dem neutralen Start trifft das Gefährt in Maria de la Salud ein, wo direkt nach dem Schwenken der grünen Flagge alle Temperaturfühler an Mensch und Material ausschlagen. Die ersten zwei Runden fahre ich nur mit, bevor ich mich in den vorderen Reihen einsortiere: Rechtzeitig genug, um bei einem Wertungssprint reinzulangen. Dieser befindet sich auf einem kleinen Hügel, so dass der sich anbahnende Spurt für einen kleinen Formtest anbietet. Tatsächlich werde ich Dritter und wähne mich abends im Klassement als Anwärter auf das Meta-Volante-Trikot, wo ich aber feststelle, dass ich zwei Ausreißer übersehen haben muss, die deutlich außer Sichtweite waren... Nur wenige Momente nach meiner Kolbenprobe eiere ich auf der Hinterradfelge. Schon im Training in den Vortagen war mir aufgefallen, dass die Straßen erstaunlich unsauber sind - damals aber noch ohne Folgen. Unterdessen, mittlerweile wieder inmitten der Materialwagenkolonne, kann ich die Teilung des Feldes beobachten. Für heute ist der Zug abgefahren, und ich kassiere 12 min. Sehr ärgerlich! Ähnliches wird auch mein linker Radschuh gedacht haben, der sich unerkannt absetzt und auch in einer nächtlichen Suchaktion nicht mehr gefunden wird.

 

 

 

 

 

 

4. Tag 19.4.: 2. Etappe Port de Pollenca - Port de Pollenca, 131,6 km

 

 

 

 

 

Am Morgen spendiert mir Sebastian sein Paar Ersatzrennschuhe. Die Größe passt mir halbwegs, lediglich der Sitz der Platten bedarf einer Korrektur. Heute geht es das erste Mal in bergigere Gefilde: Soller und Puig Major. Direkt vom Start fahren 150 Mann in Reihe. Ich befinde mich wieder einmal zu weit hinten und stelle erst 1km vor der Bergwertung am Soller den Anschluss an die Spitze her. Infolge der zu vergebenen Bergpunkte verliere ich aber sofort wieder den Kontakt. Auf der folgenden Abfahrt hat der Hasenfuß in mir das Sagen, und so ist es mir fortan nicht mehr möglich, Eingriff ins Renngeschehen zu nehmen. Die Auffahrt zum Puig starte ich deshalb weitestgehend im Alleingang. Irgendwann vernehme ich Andreas Stimme, der meinen Namen ruft. Er kommt nach seinem gesundheitlichen Problemen der letzten Zeit zunehmend besser in Tritt, und so warte ich auf ihn. Am Soller hat er keinen Rhythmus gefunden, jetzt tritt er aber kraftvoll die Langspielplatte. Gemeinsam rollen wir in dieser Zweckgemeinschaft versprengte Fahrer auf und fahren zügig Richtung Ziel: +15 min. Hier macht Sebastian später Bekanntschaft mit einem träumenden Zuschauer, dem er nicht mehr ausweichen kann. Zum Glück endet auch dieser Zusammenstoß glimpflich.

 

 

 

 

 

 

5. Tag 20.4.: 3. Etappe Santa Margalida - Santa Margalida, 135,9 km

 

 

 

 

 

Im Vergleich zu gestern steht heute eine Flachetappe an. Die Wellen werden aber mehr als zügig überfahren. Für den berüchtigten Bergabsprint zu Can Picafort reicht die größte Fahrstufe noch so eben aus. Erst in der letzten Runde wird das Feld auf der Windkante selektiert. Trotzdem finden sich noch knapp 100 Renner zusammen, die um den Tagessieg sprinten. Während des Abendessens sorgen die heutigen Taten und die generelle Erscheinung des Robert Bartko im Fahrerfeld für Erheiterung: Der Vergleich zu Obelix bei den Römern trifft mehr als zu.

 

 

 

 

 

 

6. Tag 21.4.: 4. Etappe Inca - Inca, 134,4 km

 

 

 

 

 

Schon nach 9 min ist mir ein neuerlicher Strich durch die Rechnung gezogen worden. Auf dem einzigen feuchten Stück Straße legen sich heute mindestens 40 Renner auf die Nase. Glücklicherweise lande ich obendrauf und sammle bis auf einen Fußabdruck auf dem Rücken keine weiteren Souvenirs. Marc hat es schlimmer erwischt und trägt Hautabschürfungen und Prellungen davon. Zum Glück kann er aber weiterfahren. Die Leidtragenden des Sturzes werden das Feld jedoch ohne motorisierte Hilfe nicht mehr erreichen können, da es nur 2 km nach der Unglücksstelle direkt aufwärts geht. Weil ich den heutigen Tag wieder einmal abhaken kann, bieten sich mir die Möglichkeiten, im Grupetto nach Hause zu fahren oder mich halbwegs zu belasten. Da ich hier keinen Urlaub mache, entscheide ich mich für letzteres. In einer 6-Mann-Gruppe kreiseln wir die letzten 125 km ins Ziel. Robert, mein heutiger Mitstreiter und ehemaliger Mannschaftskollege aus Libyen, bringt es auf den Punkt: "Wir haben gut trainiert." 4 km vor dem Ziel fahren wir tatsächlich noch in eine größere Gruppe auf, in der sich auch Andreas befindet: +15 min. Sebastian und Steffen kommen in der nächstgrößeren Gruppe ins Ziel. Marc hat den Hauptgewinn gezogen und ist noch ein zweites Mal gestürzt. Kurz vor Toresschluss trifft er in Inca ein. Abends wohne ich mit Bodo der Karaoke-Show im Keller unseres Touristenbunkers bei. Anton aus Tirol bringt kurz vor Tageswechsel die vornehmlich versammelte Rentnerschar total aus dem Häuschen. Ich leere dennoch mein Elektrolytgetränk und mache mich danach aus dem Staub.

 

 

 

 

 

 

7. Tag 22.4.: 5. Etappe Castell de Bever - Castell de Bever, 113,9 km

 

 

 

 

 

Auch wenn die Höchstschwierigkeiten der Rundfahrt schon bestanden sind, so verdient dieses letzte Teilstück durchaus die Bezeichnung "Königsetappe". Vom Start weg steht der Höhenmesser nicht mehr still. Der selektive Rundkurs muss fünfmal bewältigt werden. Ausnahmsweise kann ich heute von keinen Zwischenfällen berichten: In Runde 1 und 2 wird stetig ausgesiebt, wobei ich mich gut halten kann. Sebastian und Marc steigen aus. In der dritten Runde kommt das gelbe Trikot von vorne. Das Tempo wird schlagartig rausgenommen, so dass die Herzfrequenz nur noch selten die Schlagzahl aus Bodos rollender Disko übertrifft. Die letzten beiden Runden sind Pflichtprogramm, ehe die 42. Auflage dieser Rundfahrt der Geschichte angehört. Auch wenn das Rennen eine einzige Sägerei war, so bin ich nicht mit meinem Abschneiden zufrieden.

Den restlichen Tag, ausnahmsweise sind wir schon am frühen Nachmittag wieder im Hotel, eifere ich dem gewöhnlichen Urlauber am Pool des Hotels nach. Beim Abendessen gibt es zum letzten Mal "Fritten rot/weiß".

 

 

 

 

 

 

8. Tag 23.4.: Abreise (Mallorca - Köln - Bergneustadt)

 

 

 

 

 

Des Morgens nutzt ein Teil der Mannschaft noch einmal die Möglichkeit, auf dem Rad Inselluft zu schnuppern. Die Rückreise nach Deutschland steht erst nachmittags auf dem Programm, wobei ich den Eindruck gewonnen habe, das Heimatland nie wirklich verlassen zu haben.