Berichte

KarstenKeunecke.de

  Inhalt

Startseite

Über mich

Rennen

Berichte

Fuhrpark

Bilder

Links

Kontakt

 

 

 

 

 

 

GP Chantal Biya (05.10.-07.10.2007; UCI 2.2)

 

 

 

 

 

03.10. Anreise Köln – Paris

 

 

 

 

 

Mein Gepäck gebe ich aufgrund einer Rennverpflichtung kurz vor Knapp am Schalter in Köln auf. Von hier hebt der Flieger Richtung Paris ab, wo ich mich in den Terminal am anderen Ende des Gebäudes aufmachen muss. Im Laufe des Abends treffe ich Peter, mittlerweile bin ich in Halle 2 A angelangt, der kurz zuvor aus seiner komfortablen Schlafstätte verwiesen worden ist und gleichzeitig für einen Polizeiauflauf sorgte... . An Ort und Stelle checken die letzten Reisewilligen um 23:30 Uhr nach Sao Paolo ein; danach stören nur die auf ihrem Streifgang in viertelstündlichem Zyklus vorbeischreitenden Soldaten die Nachtruhe. Früh morgens um 2:30 Uhr grüßen wir uns erstmalig, als ich mich auf dem von Peter spendierten Quadratmeter Pappe wälze... .

 

 

 

 

 

 

04.10. Anreise Paris- Yaounde

 

 

 

 

 

Zu Beginn der ersten Schicht steigt der Geräuschpegel, der Schlaf findet ein Ende. Bekannte Gesichter - Slowaken, Niederländer und Franzosen - treffen ein, später komplettiert sich auch Nordland-Hamburg: Die Fahrer Olli, Elmar und Dennis sowie die sportlichen Leiter Daniel und Jerome ergänzen Peter und mich. Insgesamt sind es 10 europäische Mannschaften - 60 Renner und weitere zahlreiche Betreuer -, die sich auf den Weg nach Kamerun machen. Mit reichlicher Verspätung treffen wir in Yaounde ein, wo es mich wundert, dass wir lediglich von einem kleinen Reisebus und einem Gepäckwagen in Empfang genommen werden... . So sucht sich ein Jeder sein Plätzchen: Ich finde mich auf dem Laster ein, der die Habseligkeiten der Reisenden transportiert. Mein Sitznachbar, ein Mitorganisator des anstehenden Rennens, kennt eine stattliche Anzahl von kamerunischen Fußballern aus der Bundesliga, die mir allesamt nichts sagen. Seine Augen werden aber leuchten, wenn ich den Namen ‚Roger Milla’ in den Mund nehme... . Nach dem Verteilen der Zimmer und dem folgenden Abendessen gehen wir in Mannschaftsstärke zu einem kleinen Umtrunk in der näheren Umgebung aus.

 

 

 

 

 

 

05.10. Prolog Yaounde

 

 

 

 

 

Um sich den gestrigen Reisestress aus den Beinen zu fahren, wollen sich die meisten Renner morgens auf das Rad setzen. Dieser Wunsch wird von einsetzendem Regen durchkreuzt, so dass ich mit Peter und Olli einen Spaziergang durch das Markttreiben der angrenzenden Straßen mache, die jeweils einem anderen Motto gewidmet sind: An Imbissbuden und Möbel- sowie Werkzeugständen wechseln Güter die Besitzer.

 

 

 

Am späten Nachmittag steht der Prolog auf dem Programm, der in Form eines Ausscheidungsfahrens stattfindet. Die 98 teilnehmenden Fahrer werden auf 10 Vorläufe verteilt. In diesen scheidet jede Runde der Fahrer aus, der als letzter über die Ziellinie fährt. Die Gewinner dieser Läufe dürfen im Finallauf um das gelbe Trikot sprinten. Mich überrascht mein zweiter Platz in meinem Vorlauf, lediglich gegen den Unibet-Vertragsfahrer ziehe ich den Kürzeren: Das ist keine Schmach. Elmar wird ebenfalls Zweiter in seinem Lauf, Dennis gewinnt seinen sogar und steht im Finale auf dem Podium.

 

 

 

Um die nötige Bettschwere zu erhalten, suchen wir auch heute noch einmal die Lokalitäten des gestrigen Abends auf. Dieses Mal werden wir die Pfandflaschen aber wieder zurückgeben... .

 

 

 

 

 

 

06.10. 1. Etappe: Ngolbang – Meyomessala 131 km

 

 

 

 

 

Vom Hotel aus steht am frühen Morgen ein Bustransfer zum Startort auf dem Plan. Der Zeitplan ist schnell Makulatur, denn schon das Frühstück verzögert sich. Kaum im Vehikel unterwegs - etwa 2,5 Stunden hinter der Marschroute -, bleibt dieses nach 3 km wieder stehen: Wir steigen in einen anderen Bus um... . Während der Wartezeit und auch in den darauf folgenden zwei Stunden werden wir aus den Boxen von einheimischer Folklore verwöhnt. Geradezu paradox zu den morgendlichen Verzögerungen erscheinen die Ausrufe des Kommissärs nach unserer Ankunft. Noch im Bus befindend, vernehmen wir die Information: "5 Minuten bis zum Start!". Genug Zeit also, um Rad und Materialwagen ausfindig zu machen, Sonnenschutz aufzutragen und ins Dress zu schlüpfen... .

 

 

 

Eine ganz besondere Note erhält dieses Etappenrennen durch die in diese Veranstaltung integrierte Klubmeisterschaft, die Hamburgs international aktivster Radsportverein dieses Jahr in Kamerun austrägt. Gewinner des begehrten Pokals ist derjenige, der aus den beiden Straßenrennen, die heute und morgen stattfinden, die beste Platzierung vorweisen kann. Startberechtigt sind alle Stammfahrer, die sich in Yaounde eingefunden haben: Olli, Peter, Elmar und meine Wenigkeit. Dennis trägt zum ersten Mal das Hamburger Trikot und ist noch nicht zur Teilnahme berechtigt.

 

 

 

Ollis Trumpf ist seine internationale Erfahrung, insbesondere in afrikanischen Rennen. Auch in Spurtentscheidungen werde ich mich ihm vorsehen müssen.

 

 

Dahingegen sind Peters Alleinfahrten berüchtigt: Seine größten Erfolge hat er jeweils durch Solos erzielt.

 

 

Elmar ist ein sehr ausgeglichener Fahrer, wirkliche Schwächen hat er nicht. Wahrscheinlich wegen seiner Favoritenstellung wird ihn die Vereinsführung erst nach dieser ersten Etappe von den derzeit stattfindenden Klubmeisterschaften in Kenntnis setzen... .

 

 

 

Die erste Rennstunde beginnt sehr hektisch, da jedem, der zupft, nachgesetzt wird. Irgendwann ist der Zug abgefahren, und wir haben nur Dennis vorne dabei. Im großen Feld ist derweil die Luft raus, so dass der folgende Regenschauer alles andere als eine Erfrischung ist... .

 

 

 

1 km vor dem Ziel zerfetzt es mir auf der letzten Abfahrt meinen Hinterradreifen und sorgt so für die Inanspruchnahme von Ersatzmaterial. Dennis brauchte dieses auch und wird später auf den 7. Platzt distanziert, da er sich kurzzeitig der Hilfe eines Materialwagens bediente. Auf dem nach einem Imbiss neuerlich anberaumten Transfer ins nahgelegene Sanmelima lädt im Bus der mit Chorälen unterlegte Dreivierteltakt abermals zum Mitsingen ein... . Letztendlich wirft der Busfahrer alle Insassen vor dem von ihm angesteuerten Hotel raus. Leider sind hier für uns Hamburger keine Zimmer reserviert... . Erst 2,5 Stunden später treffen wir bei der lediglich 3 km entfernten "richtigen" Unterkunft ein und fallen nach dem Abendessen - um an diesem teilhaben zu können, werden wir wieder ein motorisiertes Gefährt in Anspruch nehmen - todmüde ins Bett.

 

 

 

07.10. 2. Etappe: Sanmelima - Yaounde 185 km

 

 

 

 

 

Da auch das Frühstück an einem Ort außerhalb des Hotels stattfindet, haben wir uns schon am Vorabend mit unserem Fahrer für 6:00 Uhr verabredet. Kurz nachdem aus der naheliegenden Kirche kein Gesang mehr zu vernehmen ist, fährt er vor: Ortszeit 8:00 Uhr... .Vier Baguette mit einem schoko-ähnlichem Aufstrich später ist auch schon die Zeit gekommen, sich rennfertig zu machen. Zehn Minuten vor dem Start wird Peter, der in der Annahme des gegen Mittag anstehenden Rückflugs sein Rad reisefertig verpackte, über den doch erst am Abend stattfindenden Flug unterrichtet... . Vorher steht jedoch der 2. Lauf zur Klubmeisterschaft an: Direkt auf dem ersten von 185 km lässt Elmar den Gang stehen und macht sich mit einigen Fluchtgefährten davon. Er vollbringt heute sicherlich die bemerkenswerteste Leistung unserer Auswahl, steht aber gegen das stark an Fahrt aufnehmende Feld auf verlorenem Posten und wird 40 km vor dem Ziel wieder eingefangen. In der jetzigen Rennsituation werden die Karten neu gemischt, und das Feld sortiert sich in den nächsten anspruchsvolleren Abschnitten. Ich kann mich in der sich ausdünnenden Kopfgruppe halten, Dennis setzt sogar noch einen oben drauf, hat aber auch kein Glück. Im Finale fahre ich auf Platz 27 ein und darf mich mit diesem Ergebnis "Klubmeister Nordland-Hamburg 2007" nennen! Die damit verbundenen Ehrungen kann ich aufgrund des Zeitdruckes, auch ich werde heute Abend den Flieger betreten, nur kurz genießen: Das Rad wird in den Karton eingepasst, und der gestern geplatzte Schlauch dient als provisorischer Ersatz für das in der Heimat vergessene Klebeband... .

 

 

 

Die Größe des Autos, das vor der Herberge eine Handvoll Renner samt Gepäck zum Luftbahnhof bringen soll, sorgt für neuerliches Stirnrunzeln. Improvisationskünste sind den Landesbewohnern aber nicht abzuschreiben, und so dürfen wir uns nach der Fahrt in einem warnblinkenden Großraumwagen am Schalter hinten anstellen. Durch den Blick auf die vorgerückte Uhr und unter Anwendung etwaiger Kopfrechenkünste sehe ich mittlerweile aber nur noch geringe Möglichkeiten auf meinen Anschluss in Paris.

 

 

 

 

 

09.10. Rückreise Yaounde - Paris – Köln

 

 

 

 

 

Entgegen aller Annahmen verläuft die Passkontrolle und die Gepäckausgabe im Nachbarland Frankreich sehr zügig, so dass in mir wieder die Hoffnung keimt, meinen Weiterflug Richtung Köln zu erwischen. Nach einem schweißtreibenden Dauerlauf durch drei Terminals treffe ich am Schalter - für zentralafrikanische Verhältnisse, so habe ich in diesen Tagen jedenfalls den Eindruck gewonnen, noch überpünktlich - eine akademische Viertelstunde zu spät ein: Willkommen daheim! Alternativ zum Luftweg darf ich in den nächsten Stunden zwei verschiedene Konzepte des Hochgeschwindigkeitsverkehrs vergleichen. Der dabei in ungewohnten Bewegungsmustern begründete Muskelkater wird sich aber erst morgen früh einstellen... .