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Kupa Pavaresia (24.-25.11.2007)

 

 

 

 

 

22.11. und 23.11. Anreise

 

 

 

 

 

Am frühen Morgen lese ich im näheren oberbergischen Umkreis Heinz-Willy auf, einen trotz der tristen Jahreszeit topmotivierten Seniorenfahrer. In Nürnberg (am Hbf.) ergänzt uns Stefan, mit dem ich schon im März diesen Jahres in Libyen gemeinsam am Start stand. Die Verspätung seines Zuges ist nicht mehr gutzumachen, und so treffen wir in Niederbayern, dem Sammelpunkt des Team Profiline, das am kommenden Wochenende einer Rennverpflichtung in Albanien nachgehen wird, mit kleinem Rückstand auf die Marschtabelle ein. Dort angekommen, vervollständigen die Insassen meiner Fahrgemeinschaft den sportlichen Leiter Benno sowie seinen Sohn, der Tandemrenner Benno jr.. Schnell beladen wir den Bus. Ohne größere Zwischenfälle führt der Weg über Österreich, Slowenien, Kroatien und Bosnien nach Montenegro. Eine Rast, ausgefüllt mit einer Tasse Kaffee, leitet den inzwischen neu begonnenen Tag ein. Die direkte Einreise nach Albanien steht an, wo wir in Tirana von dem notorischen Brummen einiger Notstromaggregate empfangen werden. Zweimal täglich wird der Strom zu bestimmten Uhrzeiten abgeschaltet, um die zur Verfügung stehenden Energieressourcen gleichmäßig zu verteilen. Kurz nach dem Beziehen der Zimmer laden die Gastgeber zum spätmittäglichen Essen ein. Diese sind redlich bemüht, der Profilinetruppe jeden noch so außergewöhnlichen Wunsch von den Lippen abzulesen: Die Polizei eskortiert uns während unseres Trainings durch die Hauptverkehrszeit der Hauptstadt. Mittlerweile ist es stockdunkel ... . Ohne nur einen Fuß auf den Boden gesetzt zu haben, gelangen wir nach einer guten Stunde wieder zu unserer Herberge, um direkt daran anschließend zum Abendessen ausgeführt zu werden. Nach vielen Gängen verlängern Stefan und ich mit unserem albanischen Betreuer Genc den Ausgang in das Nachtleben von Tirana. Dem Besuch diverser Studentenkneipen folgt der einer Diskothek. Hier verwehrt mir der Türsteher den Einlass: Laufschuhe, Trainingshose und Kapuzenpullover sieht er diesen Abend wohl zum ersten Mal... . Wenig später freut er sich über einen Geldschein, den ihm Genc zusteckt. Nicht minder groß ist die Freude bei den von der Klingel geweckten Sportskameraden, wenn sie um 2 Uhr nachts die Haustür der Einliegerwohnung öffnen dürfen... .

 

 

 

 

 

 

24.11.

 

 

 

 

 

Anlässlich einer Festivität zum Bestehen Albaniens findet heute und morgen die "Kupa Pavaresia" statt. Dieses Rennen bildet gleichzeitig den Saisonabschluss der Straßenradsportler auf dem Balkan.

 

 

 

 

 

 

1. Etappe: Main Boulevard Tirana

 

 

 

 

 

Die morgendliche 1. Etappe wird als Rundkursrennen auf dem Main Boulevard von Tirana durchgeführt. Die Wendepunktstrecke muss zehnmal bewältigt werden. Ab Runde drei versuche ich mich in der Flucht. Das Unterfangen wird aber nach der drittletzten Zieldurchfahrt beendet. Den folgenden Massenspurt schießt Stefan ab! Ab Platz 4 erfolgt die Klassierung im Ergebnis durch alphabetische Sortierung der Vornamen. Hier nennt man mich übrigens "Vensten", was mir den 40. von 43 Rängen beschert... .

 

 

 

 

 

 

2. Etappe: Tirana - Skhoder; 97 km

 

 

 

 

 

Es vergeht nicht viel Zeit, ehe das Peloton neutralisiert zum Start an den Stadtrand geleitet wird. Nach einem Schuss aus der Pistole ist das Rennen eröffnet, und jeder fährt jedem hinterher. Zur Rennhälfte haben sich zwei Gruppen gebildet. Aus der vorderen schleicht sich ein Führungstrio davon, das sich aus Fahrern der Apolonia-Mannschaft zusammensetzt. 20 km vor dem Ziel ist der Vorsprung 45 Sekunden groß, während die Nachführarbeit nur noch wenig konstruktiv wirkt. Daher wähle ich von nun an den Alleingang. Bis auf einen schlauchenden Mitstreiter, ebenfalls Apolonia-Trikotage, schließt sich mir keiner an. Als wir die Führenden erreichen, attackiert mich mein Gefährte. Ich schließe zu ihm auf, er beruft sich auf seine drei jetzt schwächelnden Mannschaftskollegen, und so bleibt mir im Angesicht des vermeintlich sicheren zweiten Platzes nur die weitere Alleinfahrt. 3 km vor dem Ziel setzt mein Anhängsel alles auf eine Karte und lässt sich als Sieger feiern.

 

 

Heinz-Willy wird im Ergebnis auf Platz 9 einsortiert. Benno jr. und Stefan erreichen das Ziel im zweiten Feld.

 

 

Während der Ehrungen - ich bin aufgrund des Rennverlaufs eher mäßig gut gelaunt - wird mir das zweite Diplom meines bisherigen Daseins ausgehändigt, und statt der Küsschen der netten Damen des Getränkesponsors gibt es die des Verbandspräsidenten... .

 

 

Abends lädt Skhoder zu einem ausgiebigem Stadtbummel ein, ehe das Schlafdefizit des Vortages nach entsprechenden Maßnahmen verlangt.

 

 

 

 

 

25.11. 3. Etappe: Skhoder - Dhurres; 105 km

 

 

 

 

 

An diesem Morgen sind einige Regenwolken aufgezogen. Noch immer ist es aber bei Temperaturen um 16 °C angenehm warm. Von der Unternehmung, Platz 1 in der Gesamtwertung anzupeilen, muss ich schnell Abstand nehmen, da sich über Nacht eine 39-köpfige albanische Allianz gebildet hat, die meine Interessen im Keime ersticken lässt. Den ersten Akzent in Form einer Attacke setze ich am Ortsausgang von Skhoder noch selber, danach bleibt nur die Rolle des Jägers. Ausreißer außer Sichtweite zu lassen, birgt gewisse Risiken. Daher steht die Nase zwangsläufig im Wind. Irgendwann spielen alle verrückt - für Ortsunkundige generell Zeichen eines bald nahenden Sprints - und tatsächlich geht es auf den letzten Kilometer. Von uns fährt wieder Heinz-Willy in die vorderen Ränge. Stefan hatte während der Etappe einen gewichtigeren Defekt zu beklagen und musste das Ersatzrad eines Materialwagens in Anspruch nehmen. So hat er auf eigene Ambitionen verzichtet. Das Etappenrennen findet seinen Abschluss mit dem Siegerzeremoniell. Aber auch heute gibt es nur Küsschen vom Präsidenten... .

 

 

Ähnlich gesellig geht es während unseres Mittagstisches zu, das wir mit den Verbandsoberen einnehmen. Lediglich der Gesamtzweite dieses Rennens, der Verfasser dieser Zeilen, scheint Schnaps und Wein entsagen zu können... .

 

 

 

 

 

26.11. und 27.11. Rückreise

 

 

 

 

 

Zwecks Radtraining wird die Busreise in Montenegro kurz unterbrochen. Danach wechseln Passagier und Piloten munter weiter durch. Kurz vor Sonnenaufgang bei Maribor gebe ich das Lenkrad weiter und schließe meine Augen, die sich erst bei Erreichen deutschen Bodens wieder öffnen: Jetzt schon in Erwartung weiterer 600 km Autofahrt, die ab Schönau Richtung Heimat geleistet werden müssen... .